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Die 68er

Kurze Geschichte einer Kulturrevolution

Autor: Anselm Weidner
Sprecher: Anselm Weidner
ca. 110 Minuten

Natürlich nahm die Bewegung schon früh in den sechziger Jahren ihren Ausgangspunkt, allerdings kulminierten die Ereignisse 1968: Der Vietnamkrieg eskalierte, Martin Luther King wurde ermordet, Rudi Dutschke angeschossen, der Pariser Mai schien die Verhältnisse in Frankreich kippen zu können, in Deutschland wurden Notstandsgesetze auf die Tagesordnung gesetzt. Die damalige CSSR schien einen demokratischen Sonderweg gehen zu können, bis der „Prager Frühling“ von den Truppen des Warschauer Pakts gewaltsam beendet wurde. Antikolonialismus, Kampf gegen Diktaturen und Unterdrückung prägten die politische Idee eines weltweiten Aufbruchs. Daher waren die Proteste, woran sie sich auch entzündeten, Ausdruck globaler Konflikte, auch wenn sie in Deutschland als Abrechnung der jungen Generation mit ihren Eltern ausgefochten wurden und in der Nazivergangenheit der Väter ein spezielles Thema hatten. Nicht nur Politik, auch Musik, Kleidung, Lebensstil und Sexualmoral wurden neu und dem Alten entgegengesetzt definiert. Mag die 68er-Bewegung auch ihre selbst gesteckten Ziele verfehlt haben, reichen ihre tiefgreifenden Wirkungen in vielen Lebensbereichen bis heute.

Feature von Anselm Weidner mit Rainer Barzel, Daniel Cohn-Bendit, Rudi Dutschke, Iring Fetscher, Hajo Funke, Joschka Fischer, Herbert Marcuse, Ulrike Meinhof, Bahman Nirumand, Bernd Rabehl, Sigrid Rüger, Eva Rühmkorf, Gaston Salvatore, Waltraud Schoppe, Klaus Schütz, Alice Schwarzer, Christian Semler, Ute Straub, Christine Thürmer-Rohr, KD Wolff u.a.

Der Autor Anselm Weidner war selbst Protagonist der 68er und lebt heute in Berlin. Seit 1988 Arbeit für den Hörfunk. 1999 und 2000 erhielt Anselm Weidner den CIVIS-Preis und 2002 einen Preis des Märkischen Wirtschafts- und Presseclubs.

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CD 1 | Demokratie – jetzt oder nie!


Sendung: 22.7.1996 Autor und Sprecher: Anselm Weidner 27:39
Regie: Carola Preuß Redaktion: Detlef Clas

„Das ist der Anfang der Demokratie in Deutschland“, rief ein schwedischer Journalist begeistert, als Menschentrauben Anfang Juni 1967 tagelang nach der Ermordung von Benno Ohnesorg auf dem Ku‘damm zusammenstanden und diskutierten: über die Große Koalition, über die veraltete Ordinarienuniversität, über die drohenden Notstandsgesetze. Hatten die basisdemokratisch gesonnenen Studenten mit der sozialliberalen Koalition, die unter dem Slogan „Mehr Demokratie wagen“ und unter der Devise der Entspannungspolitik angetreten waren, nicht gar die demokratische Wende in der „großen Politik“ mit eingeleitet?

CD 1 | Trau keinem über 30!


Sendung: 23.7.1996 Autor und Sprecher: Anselm Weidner 27:24
Regie: Carola Preuß Redaktion: Detlef Clas

Sie war von Anfang an eine antiautoritäre Revolte, die Studentenbewegung, in Deutschland ohnehin, weil die Eltern über ihr Leben in der Nazizeit schwiegen und das moralisierend-reaktionäre Klima der Adenauerzeit unglaubwürdig geworden war. Diese muffige und beengende Zeit wurde von jungen Leuten als von vorgestern erlebt, und so stellten sie alle geltenden Regeln in Familie, Schule, Staat und Institutionen in Frage. Aus diesen bewussten Regelverletzungen kamen die Impulse, kam das Neue, Lebendige in die erstarrte westdeutsche Gesellschaft.

CD 2 | „Ho-Ho-Ho Chi Minh!“


Sendung: 25.7.1996 Autor und Sprecher: Anselm Weidner 25:29
Regie: Carola Preuß Redaktion: Detlef Clas

„Wir haben sie so geliebt, die Revolution!“ (Daniel Cohn-Bendit). Das Geschehen selbst blieb jedoch fern, fand in Kuba, Vietnam, China oder Guinea Bissao statt. Den Namen Ho-Chi-Minhs, des kommunistischen Ministerpräsidenten Nordvietnams, in den Straßen Berlins zu skandieren, war anfangs nichts als Provokation bis daraus Wunschlandschaften der selbsternannten studentischen Revolutionäre wurden. Man war damals der Auffassung, eine Weltrevolution im „gemeinsamen Kampf der ausgebeuteten Völker der Dritten Welt und der Rebellen in den Metropolen des Imperialismus“ zustande bringen zu können.

CD 2 | Frauenpower macht Männer sauer!


Sendung: 26.7.1996 Autor und Sprecher: Anselm Weidner 29:03
Regie: Carola Preuß Redaktion: Detlef Clas

1967 brüskieren barbusige Frauen in Frankfurt ihren einst so verehrten und jetzt als Patriarch attackierten Lehrer Theodor W. Adorno in einer Vorlesung, und im selben Jahr wird dort von Frauen aus dem Berliner „Aktionsrat zur Befreiung der Frau“ die SDS-Delegiertenkonferenz gesprengt. Das ist der Anfang der Frauenbewegung als antiautoritäre Revolte in der Revolte.

© Produktionen des Südwestrundfunks 1996/2008
© Quartino GmbH, München 2008