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Tätergehirne

Zwei Originalvorträge von Hans J. Markowitsch

Autor: Hans J. Markowitsch
Sprecher: Hans J. Markowitsch
ca. 55 Minuten

Hans Joachim Markowitsch, * 1949 Singen, habilitierte 1980 in Konstanz und ist heute Professor für Physiologische Psychologie an der Universität Bielefeld und Direktor des Zentrums für interdisziplinäre Forschung. Markowitsch beschäftigt sich vor allem damit, wie das Gedächtnis funktioniert und ist Spezialist für Gedächtnisverlust. 2005 hat er zusammen mit Harald Welzer das Werk Das autobiographische Gedächtnis vorgelegt, in dem die Ich-Werdung als das entscheidende Vermögen des Menschen beschrieben wird. Seine Ausbildung beruht auf einem komplexen Zusammenspiel hirnorganischer Reifungsvorgänge, sozialer Entwicklungsanreize und psychischer Entwicklungsschritte.

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1 | Hans J. Markowitsch: Tätergehirne  Über die Neurologie des Verbrechens

Sendung: 30.03.2008, SWR2, Redaktion: Ralf Caspary - Laufzeit: 27:32

Inhalt: Hört man in den Medien von Menschen, die etwas Ungeheuerliches getan haben, die etwa Mehrfachmörder sind, stellt sich die Frage, was eigentlich aus einem Menschen ein triebgesteuertes, brutales Wesen macht. Ist es die Umwelt oder die neurologische Disposition? Sind bestimmte Hirnstörungen ursächlich für kriminelles Verhalten? Heute versucht man mit neuen bildgebenden Verfahren, das Innere des Gehirns anschaulich zu machen, und manche Hirnforscher meinen, sie könnten anhand des neurologische Befundes voraussagen, ob aus einem Jugendlichen mit einer bestimmten neurologischen Störung im Erwachsenenalter ein Krimineller werden wird. Es gebe dazu mittlerweile genügend Kenntnisse über die Funktion und Anatomie des Verbrechergehirns. Ganz so einfach ist es allerdings nicht, sagt der Bielefelder Hirnforscher Professor Hans J. Markowitsch. Zwar steuert das Gehirn unser Verhalten, allerdings prägen Umwelteinflüsse wiederum die neurologischen Strukturen. Das nennt man Neuroplastizität. Hans J. Markowitsch stellt dar, warum aus normalen Menschen Mörder werden können.

2 | Hans J. Markowitsch: Das Ich und seine Vergangenheit - Wie funktioniert das Gedächtnis?

Sendung: 21.08.2005, SWR2, Redaktion: Ralf Caspary - Laufzeit: 27:30

Inhalt: Das Gedächtnis verbindet Einzelphänomene zu einem Ganzen. Hätten wir diese Bindekraft nicht zur Verfügung, wäre alles, was uns widerfährt, immer wieder neu und unbekannt - Mitmenschen, Dinge, Ereignisse. Erst durch diese Eigenschaft unseres Gehirns konstituieren wir uns als Personen mit einer Biografie, zudem gelingt es uns, Verstandenes und Gelerntes zu behalten und anzuwenden. Es liegt auf der Hand, dass diese Fähigkeit evolutionär von großem Vorteil war, um Feinde wieder identifizieren zu können, um zu wissen, welche Pflanzen schmackhaft, welche giftig sind. Hans J. Markowitsch erläutert, welche Instanzen und Regionen in unserem Gehirn welchen Dienst für uns leisten und was passiert, wenn sie gestört sind. Entscheidend dabei ist, dass unser Gehirn nicht wie ein Archiv funktioniert, in dem alles genau so abgespeichert ist, wie wir etwas erlebt haben, wir vielmehr mit den Inhalten unseres Gedächtnisses arbeiten, sie beim Erinnern neu interpretieren und verändern.

© Produktionen des Südwestrundfunks 2008/2005/2018
© Edition Quartino, Franz-Maria Sonner, München 2018
© Covergestaltung: Robert Ott, www.rodesign.de