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Wonach die Philosophie fragt

Köpfe - Probleme - Lösungen

Autor: Wilhelm Vossenkuhl
Sprecher: Wilhelm Vossenkuhl
ca. 5 Std.

Alle Philosophen, die die Geistesgeschichte prägten, haben sich stets einem zentralen Problem gewidmet und es auf eigenständige Weise zu lösen versucht. So dreht sich Wittgensteins Werk um das Problem der Sprache, Kants um das der Freiheit, Nietzsches um das des Lebens, Heidegger versuchte das Problem des Seins zu lösen.

Wilhelm Vossenkuhl, Professor der Philosophie, ist ein Vermittler seines Fachs, der es versteht, komplexe Zusammenhänge nachvollziehbar zu schildern. In zwölf Originalvorträgen stellt er die wichtigsten Philosophen vor und erörtert, welchem Problem ihr besonderes Augenmerk gegolten hat. In dieser Ideengeschichte scheint vor allem das Bleibende an den großen Konzepten der Philosophie auf.

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Zur Person


Wilhelm Vossenkuhl (* 11. Dezember 1945) ist emeritierter Professor für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er ist vor allem mit Arbeiten zur Handlungstheorie und Ethik hervorgetreten. Darüber hinaus ist Vossenkuhl zu einem populären Vermittler seines Fachs geworden, Werke u.a.: Wilhelm von Ockham. Das Risiko modern zu denken, Weinheim 1987; Ludwig Wittgenstein, München 2.Aufl. 2003; Die Möglichkeit des Guten, München 2006; Solipsismus und Sprachkritik, Beiträge zu Wittgenstein, Berlin 2009; Philosophie, Basics, München 2011.

Platon über das Gute


Platon hat sich mit dem Problem des Guten intensiv auseinandergesetzt. Gegen die Eigensucht des Menschen setzt er die Frage nach dem guten Leben und verwirft die Haltung der Sophisten, gut sei die Lust, die Vermeidung von Schmerz. In dem Dialog Philebos lässt er Sokrates das Gute als Mischverhältnis von drei Elementen, der Schönheit, dem Ebenmaß und der Wahrheit fassen.


Aristoteles über das Wissen


Das Augenmerk von Aristoteles gilt dem Problem des Wissens und dabei vor allem der Frage, wie es erworben werden kann. Aristoteles überlegt, wann man überhaupt sagen könne, etwas von einer Sache oder einem Ding zu wissen, und wann man dieses Wissen als gesichert und nicht auf irgendwelchen Meinungen oder Zufälligkeiten beruhend betrachten dürfe.


Thomas von Aquin über die Frage nach Gott


Die Frage, ob und wie Gott erkannt werden kann, galt lange als die größte intellektuelle Herausforderung. Drei Fragen wurden dabei aufgeworfen: Wer Gott sei, ob er überhaupt existiere und wie man ihn denken könne. Thomas von Aquin hat sich dem letztgenannten Problem in seiner Summa theologica gewidmet, in der er Wissen und Glauben zu versöhnen sucht.


René Descartes über die Gewissheit


Descartes fragte, was einem noch einen Halt gebe, wenn man sich nicht mehr auf Glauben, Wissen oder die Tradition verlassen könne. Über welche Gewissheiten verfügen wir überhaupt? Er kommt zu der berühmten Lösung: ich denke, ich existiere. Diese Einsicht hielt er für das einzig verlässliche Fundament des Wissens in allen Bereichen.


Immanuel Kant über die Freiheit


Der Philosoph aus Königsberg hat sich sein Leben lang mit folgendem Paradoxon beschäftigt: Auf der einen Seite ist die Erkenntnis des Menschen begrenzt, er kann niemals die Dinge so erkennen, wie sie an sich sind. In diesem Sinne ist der Mensch unfrei, beschränkt durch seinen Erkenntnisapparat. Auf der anderen Seite kann der Mensch als vernunftbegabtes Wesen Freiheit als unendliche Aufgabe sukzessive realisieren. Darin zeigt sich für Kant die Kraft der praktischen Vernunft, Freiheit nicht nur zu denken, sondern auch zu verwirklichen.


Friedrich Nietzsche über das Leben


Nietzsche wollte die rationalistisch geprägte Philosophietradition vom Kopf wieder auf die Beine stellen: Er argumentiert, dass hinter allem Kognitiven, hinter allen Begriffen und Konzepten das irrationale Urprinzip des Lebens stehe, der Wille zur Macht. Mit diesem Ansatz erweist sich Nietzsche in Deutschland als erster Lebensphilosoph und zugleich als radikaler Kritiker an allen Philosophen vor ihm.


Gottlob Frege über die Wahrheit


Der Mathematiker, Logiker und Philosoph Frege hat sich sein Leben lang mit logischen und sprachphilosophischen Analysen beschäftigt, die sehr einflussreich wurden. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit galt der Frage, wann Sätze wahr und falsch sind, wie die Wahrheitskriterien in Sprache und Logik genau aussehen.


Ludwig Wittgenstein über die Sprache


„Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“ - mit diesem Satz am Ende des Tractatus markiert Wittgenstein den Beginn eines neuen Kapitels in der Philosophiegeschichte. Er war sich darüber im Klaren, dass alle Erkenntnis nur in und durch Sprache möglich ist. Bahnbrechend ist seine Einsicht, dass die Sprache aus Sprachspielen bestehe, die bestimmten Regeln folgen. Es geht darum, das richtige Regelfolgen vom falschen zu unterscheiden.


Martin Heidegger über das Sein


Das Rätsel des Seins lässt sich nicht mit einer dürren logischen Begrifflichkeit und einer ebenso dürren Rationalität ergründen. Dem Sein muss man zuhören können bei seinen Entfaltungen und Realisierungen, man muss eine ihm angemessene Sprache finden. Dabei darf das Sein nicht zu einem Objekt der Erkenntnis degradiert werden. Heidegger hat das philosophische Denken radikal verändert. Sein philosophisches Großprojekt ist sehr ambitioniert.


Jean Paul Sartre über die Existenz


Sartre will zeigen, dass die menschliche Existenz nicht auf einer metaphysischen oder göttlichen Grundordnung beruht, im Gegenteil: Der Mensch verfügt über eine eigene unerschöpfliche und freie Kraft, sich und sein Leben zu gestalten. Er macht erstmals klar, wie die menschliche Individualität zu verstehen ist. Es geht Sartre dabei um die Befreiung des Menschen zu seinen ihm eigenen Möglichkeiten.


John Rawls über Gerechtigkeit


Der amerikanische Philosoph Rawls hat mit seiner Theorie der Gerechtigkeit die politische Philosophie auf eine neue Grundlage gestellt. Sein Grundgedanke ist, Gerechtigkeit sei nur in demokratischen Verfahren möglich und als Fairness zu verstehen. Er überlegt, unter welchen Bedingungen die freien und gleichen Bürger in einer demokratischen Gesellschaft bestimmten Prinzipien der Gerechtigkeit zustimmen würden. Dazu hat er ein viel diskutiertes Gedankenexperiment entwickelt.


Jürgen Habermas über Legitimität


Habermas, Philosoph und Soziologe, hat sich wie kein anderer mit der Frage auseinandergesetzt, wie es in einem demokratischen Rechtsstaat möglich sei, legitime Entscheidungen zu treffen, die dem Wohl aller Menschen dienen. Er argumentiert überzeugend dafür, dass die Legalität des politischen Systems per se keine Legitimität erzeuge. Dafür seien viel weiterreichende Voraussetzungen nötig, vor allem vernünftige öffentliche Diskurse, die der Wahrheit und Unparteilichkeit verpflichtet seien und eine Moralität, die auch vernünftige religiöse Überzeugungen integriere.

© Produktionen des Südwestrundfunks 2013
Redaktion: Ralf Caspary
Art Direction: Peter Feierabend
Design: artwork factory, Köln
Artwork basierend auf einer Vorlage von El Lissitzky
© Quartino GmbH, München 2014